Zum Weiterlesen - eine populäre Auswahl

 

Ich bin ein Überbleibsel

eines Volkes im Norden

und stehe machtlos in meinem Land

Unsere Götter wurden zerstört

unsere Trommeln wurden verbrannt

unsere Sprache wurde wertlos gemacht

Zweifelnd wandern wir nun

mit dem Lasso über den Schultern, mit dem Messer am Gürtel

den einzigen Werkzeugen die uns niemand nehmen kann

 

aus Paulus und Inger Utsis Gedichtsammlung "Giela gielain",1980

(Übersetzung HJ Gruda)

 

Allgemein

Tomas Cramér, Lilian Ryd: Tusen år i Lappmarken, Ord&visorförlag, 2012

Udja Lasse (Lars Norberg): Begrav mitt hjärta vid Udjajaure, emmapublishing, 2007

Rolf Kjellström: Samernas liv, Carlsson Bokförlag, 2003

Phebe Fjellström: Samernas Samhälle i Tradition och Nutid, P. A.Norstedt och Söners Förlag, 1986

Israel Ruong: Samerna i historien och nutiden, Bonnier Fakta, 1982

Patrik Lantto: Tiden börjar på nytt. En analys av samernas etnopolitiska mobilisering i Sverige, Norstedts Akademiska Förlag, 1997

Sunna Kuoljok, John E. Utsi: Die Samen, Volk der Sonne und des Windes, Ajtte, 1995

Johan Pålstig: Myten om Lappland, Natur och Kultur, 1963

Arnberg, Ruong, Unsgaard: Jojk  Yoik, SR förlag, 1969

Kjellström,Ternhag, Rydving: Om Jojk, Gudlings Bokförlag,1988

Ingrid Bergstrand: I Sirkassamernas Land, Sámi Girjjit, 1985

Nikolaus Kuhmunen: Renskötseln i Sverige förr och nu, Sámiid Riikasearvi, 2000

Svante Isaksson: När staten stal marken, Ord&visor förlag, 2001 

Vuokko Hirvonen: The Pioneers: Elsa Laula and Karin Stenberg, the first Sámi Woman Writers, World Libraries 12, 2002

Åsa Nordin-Jonsson (red.): Arbediehtu - samisk kulturarv och traditionell kundskap; Sametinget och Centrum för biologisk mångfald, 2010

Berit Inga, Ida Sunna: Renskötarkvinnor - om renen, landskapet och språket; Àjtte, Svensk Fjäll- och Samemuseum, Duoddaris 26, 2013 

Erich Kasten: Kulturwandel bei den Samen: Eine ethnohistorische Untersuchung zum Kulturkontakt in Schwedisch-Lappland.

Hans-Peter von Soosten: Finnlands Agrarkolonisation in Lappland nach dem Zweiten Weltkrieg

Arne Müller: Smutsiga miljarder, den svenska gruvboomens baksida, Ord&visor förlag, 2013 

Lukas Allemann, Die Samen der Kola-Halbinsel - Über das Leben einer ethnischen Minderheit in der Sowjetunion, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2010

 

 

Religion

Hans Mebius: Bissie, Studier i samisk Religionshistoria, engel-förlaget för Jämtlandica, 2003

Ernst Manker: Die lappische Zaubertrommel. Eine ethnologische Monographie. 1. Die Trommel als Denkmal Materieller Kultur, 1938

Ernst Manker: Die lappische Zaubertrommel. Eine ethnologische Monographie. 2. Die Trommel als Urkunde geistigen Lebens, 1950

Jörgen I. Eriksson: Samisk shamanism, h:ström Text&Kultur, 2003

 

"Klassiker"

Carl von Linné: Lappländische Reise, Insel, 1964

Johan Turi, Emilie Demant: Erzählung vom Leben der Lappen, Eichborn, 1992

Carl Schøyen: Skouluk-Andaras Berichte aus Lappland, Eugen Diederichs Verlag (Jena), 1923

Ernst Manker: Rajden går, L. Hökerberg Bokförlag, 1934

Ernst Manker: Medmänniskor i Norr, Sinklarförlaget, 1978

Valdemar Lindholm: Märchen und Sagen aus Lappland, Reclam (Leipzig), 1989

Hans Ulrich Schwaar: Sápmi - Mythen und Sagen aus Lappland, Waldgut, 2007

Hans-Hermann Bartens (Hrsg.): Märchen aus Lappland, Diederichs, 2003

 

im weltweiten Netz

Første Codicill og Tillæg til Grendse-Tractaten imellem Kongerigerne Norge og Sverrig Lapperne betreffende (Lappekodisillen)

http://no.wikisource.org/wiki/Lappecodicillen

 

Übereinkommens über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern, 1989" der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 169)

http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_norm/---normes/documents/publication/wcms_100900.pdf

 

United Nations Declaration on the Rights of Indigenous Peoples

http://www.un.org/esa/socdev/unpfii/documents/DRIPS_en.pdf

deutsche Übersetzung:http://www.humanitaeres-voelkerrecht.de/ERiV.pdf

 

UNESCO Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes

http://www.unesco.de/ike-konvention.html

 

Landsbygdsdepartementet: Samernas sedvanemarker, SOU 2006:14

http://www.regeringen.se/sb/d/6267/a/58257

 

Fornyings-, Administrasjons- og Kirkedepartementet: NOU 1984:18 Om samenes rettsstilling

http://www.regjeringen.no/nb/dep/fad/tema/samepolitikk/midtspalte/nou-198418-om-samenes-rettsstilling.html?id=622185

 

Per Mikael Utsi: Traditionell kunskap och sedvänjor inom den samiska kulturen, relaterat till bevarande och hållbart nyttjande av biologisk mångfald, Sametinget, 2007

 

Christina Åhreén: Är jag en riktig same? En etnologisk studie av unga samers identitetsarbete

http://umu.diva-portal.org/smash/record.jsf?pid=diva2:142493

 

Juliane Luttmann: Árbediehtu – Traditionelles Wissen; Samische Kultur als Eigentum: Eine diskursanalytische Betrachtung

http://cultural-property.uni-goettingen.de/wp-content/uploads/2011/11/cp-101-3-luttmann.pdf

 

Nikolas Sellheim: The Tradition and State, Sámi Reindeer Husbandry and the Forestry Challenge in Northern Finland

http://www.academia.edu/1414262/The_Tradition_and_State_-_Sami_Reindeer_Husbandry_and_the_Forestry_Challenge_in_Northern_Finland

 

Harald Gaski: The secretive text: Yoik lyrics as literature and tradition

http://www.hum.uit.no/nordlit/5/gaski.html

 

Berichte und Erzählungen

Hugh Beach: Gäst hos samerna, Carlssons Bokförlag, 1988

Robert Crottet: Verzauberte Wälder. Geschichten und Legenden aus Lappland, DTV, 1984

Robert Crottet, Enrique Mendez: Lappland, Nymphenburger Verlag, 1982)

Hans Ulrich Schwaar: Am Rande der Arktis, Waldgut, 1994

Alfred Otto Schwede: Lappländisches Tagebuch, Evangelische Verlagsanstalt, 1973

 

Romane

Lars Wilhelm Svonni: Överskrida gränser

Lars Wilhelm Svonni: Vedergällningen

Kerstin Ekman: Guds barmhärtighet (del 1 i Vargskinnet-trilogien)  

                             deutsch:. Am schwarzen Wasser
Kerstin Ekman: Sista rompan (del 2 i trilogien Vargskinnet)

Kerstin Ekman: Skraplotter (del 3 i trilogien Vargskinnet)

Mikael Niemi: Populärmusik aus Vittula

Mikael Niemi: Der Mann, der starb wie ein Lachs

Mikael Niemi: Erschieß die Apfelsine

Mikael Niemi: Das Loch in der Schwarte

Mikael Niemi: Fallvatten 

Åsa Larsson: Sonnensturm

Åsa Larsson: Weiße Nacht

Åsa Larsson: Bis der Zorn sich legt

Åsa Larsson: Der schwarze Steg

Åsa Larsson: Denn die Gier wird euch verderben

Stefan Spjut: Stallo  

Ann-Helene Laestadius: sms från Soppero

Ann-Helene Laestadius: Hej vacker   

Klara Nordin: Totenleuchten - ein Jokkmokks-Krimi  

 

Reiseführer

Dirk Kruse-Etzbach von Iwanowski: Finnland. Reisehandbuch

Peter Mertz: Lappland: Schweden, Finnland, Norwegen mit Lofoten und Vesterålen

Frank-Peter Herbst: Skandinavien - Der Norden

Peter Bickel: Nordskandinavien – Der Wanderführer

Frank Herbst, Peter Rump: Skandinavien - Der Norden

Peter Märtz: Rother-Wanderführer „Lappland“

 

Es waren wir Frauen!

 

. . . und es waren wir,

die an der Feuerstelle saßen und Fladenbrot buken,

Kinder wiegten,

Fäden sponnen und

Kleider nähten.

 

. . . und es waren wir,

die jojkten während wir Feuer entfachten,

lächelten, während wir Rinde flochten.

 

. . . und es waren wir Frauen,

die wir uns festagsfein kleideten

zu den Festen des Lebens,

zusammen mit den Göttinen

 

. . . und es waren wir,

die wir Gieddegašgálgu hatten, draußen vor der Kåte,

die den Wohnplatz bewachte.

 

Inghilda Tapio

 

Gieddegašgálgu= ein Wesen

 

ins Deutsche übertragen von HJ Gruda

 

Meine liebsten Bücherempfehlungen

 

Wer des Schwedischen mächtig ist – dem seien drei Bücher empfohlen, die ich für die fundiertesten und spannendsten zum Thema „Samisk rätt till land och vatten“ (das Recht der Samen auf Land und Wasser) halte.

 

Anlass für meine Empfehlungen war ursprünglich das Erscheinen des Buches „Tusen år i Lappmarken“ von Tomas Cramér und Lilian Ryd (2012) (Tausend Jahre in den Lappmarken). Tomas ist Jurist, der Jurist der Samen, seit 60 Jahren Forscher und Anwalt. Lilian ist Verfasser u. a. von „Kvinnor i väglöst land“ und „Vi åt aldrig lunch“ (Frauen in Weglosem Land und Wir aßen niemals Lunch). Sie räumen in ihrem Buch auf mit der Legende, die Samen könnten ihrer Rechte auf Landnutzung juristisch nicht nachweisen. Zahlreiche Dokumente bis zurück ins 14. Jahrhundert beweisen das Gegenteil! Die Samen waren einst geachtet und wichtig für den Staat, sie verfügten über Jagdrechte wie der Adel, sie waren vom Kriegsdienst befreit und sie hatten Sitz und Stimme im Schwedischen Reichstag! Doch mit der Gier der Industriegesellschaft endete der Rechtsstaat für die samische „Minderheit“. Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über die Rechts- und Kulturgeschichte der Samen in Schweden. Ein „wichtiges“ Buch!

 

Bereits 2006 erschien „Same och lapp i tid och otid“ von Helena Carlsson (Same und Lappe zur Zeit und Unzeit). Sie lässt Samen und Nichtsamen zu Wort kommen, der Leser mag selbst urteilen. Helena wohnt in Südsápmi, in Vindeln, und bringt die aktuellen Konflikte zur Sprache, auch die innerhalb der samischen Gesellschaft. Sie scheut nicht vor Kontroversen zurück. Ein Abschnitt gibt einen Überblick über die Geschichte der Samen. Auch dies eines meine Lieblingsbücher.

 

Mit Spannung wie einen schwedischen Krimi habe ich gelesen „Begrav mitt hjärta vid Udjajaure“ von Udja Lasse (2007) (Begrabt mein Herz am Udja-See). Hinter dem Verfassernamen verbirgt sich Lars Norberg, einst hoher Regierungsbeamter, der für Schweden die Verhandlungen mit der norwegischen Regierung über die Verlängerung/​Neuformulierung des Renweideabkommens führte und von seiner eigenen Regierung (per Nachricht auf dem Anrufbeantworter) gefeuert wurde, als er begann, in den Verhandlungen die Position der betroffenen Samen zu vertreten. Ein wirklicher Politkrimi!    

 

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Gibt es eigentlich Romane, die in der Region Sápmi spielen?

 

Jo visst! Aber gewiss doch! Und ich darf mich hier auf die Empfehlung "meiner schwedischen Favoriten" beschränken:

 

Natürlich beginne ich mit Kerstin Ekman -  die übrigens am 27. August 2013 ihren 80. Geburtstag feierte - und ihrer Vargskinnet-trilogien (Trilogie Der Wolfspelz). Die Trilogie führt uns in die späte Welt der Neusiedler im Norden Schwedens (im Süden Sápmis), am Übergang zur modenen Zeit mit neuen technischen Errungenschaften und neuen Sitten. Und gerade im ersten Band spielen die Begegnungen zwischen den Kulturen der Samen und der Neusiedler immer wieder eine tragende Rolle. Beschrieben wird auch das sich ergänzende Neben- und Miteinander von Schweden, Norwegern und Samen. Sehr schön sind die Beschreibungen der Natur im Wechsel der acht samischen Jahreszeiten!

 

Die Familie Svonni aus Rautas, Gabna Sameby, in der Gemeinde Kiruna, hat viele Künstler, Handwerker, Schriftsteller, Sameting-Politiker und Wissenschaftler hervorgebracht. Wer samische Krimis, geschrieben von einem Samen, lesen möchte, greift zu Lars Wilhelm Svonni. Als Sameting-Abgeordneter hat er viele politische Artikel geschrieben und an Debatten teilgenommen. 2005 kam er dann mit dem Roman Överskrida gränser zu Wort. Es ist - tatsächlich - die Geschichte einiger Samen, die beschließen den Suorva-Staudamm am Oberlauf des Flusses Stora Luleälven zu sprengen. Der Damm wurde in vier Ausbaustufen zwischen 1919 und 1972 gebaut und erweitert. Teil des durch ihn entstandenen Wassermagazins ist der Akkajaure. Suorva ist Teil des Kraftwersystems entlang des Luleälven mit insgesamt fünfzehn Kraftwerken. Die Staudämme und die durch sie entstandenen Überflutungsgebiete, dazu die Kraftwerksbauten und Stromleitungen, haben die Weidegebiete der Rentiere und ihre Migrationswege zerschnitten oder zerstört. Die Staudämme, der Staatkonzern Vattenfall und die Energiepolitik wurden seinerzeit für viele Samen zum Symbol der Rücksichtslosigkeit gegenüber der Kultur und Lebensweise der Samen (so wie es nun aktuell die Bergbaupolitik und die Montanindustrie sind). Also ein Roman über samische Terroristen, voller Freiheitspathos. Lars Wilhelm sagt, er habe als Politiker viele Artikel über die Lage der Samen und ihre jahrhundertelange Unterdrückung geschrieben, die niemanden interessiert hätten. "Nun haben mein Buch mehr Menschen gelesen, als ich mit den alten Methodenje je erreicht hätte!"

 

Sein Roman Vedergällningen (von 2008) spielt im frühen 17. Jahrhundert. Der junge Same Mikkil Goalkie rettet ein fünfzehnjähriges samisches Mädchen vor der Gewalt schwedischer Handelsmänner, Birkarlar. Mikkil wird gejagt, seine Wege führen ihn von seiner Heimat Rautas im Norden Sápmis nach Luleå, Stockholm, Norwegen und auf die Färöarna, bevor er in die Heimat zurück kehrt. Die Zeit der schwindenden Macht der Birkarlar und das Verhältnis von Samen, der Kirche und der Königsmacht in Stockholm bilden den historischen Hintergrund, kenntnisreich geschrieben.

 

Als wir 1993 während einer Wanderung im Sarek Nationalpark nicht enden wollendem Regen ausgesetzt waren, wir deshalb drei Tage lang nicht aus dem Zelt kamen und kleinste Gebirgsbäche zu reißenden Flüssen wurden, die zu durchwaten unmöglich geworden war, da war soviel Regen gefallen, dass die Staudämme am Stora Luleälven Risse zeigten und es nicht unwahrscheinlich war, dass es zu Dammbrüchen hätte kommen können. Die "Abendpresse" zeichnete schon das Bild fortgespühlter Siedlungen und die Städte Boden im Innland und Luleå an der Ostseeküste unter Wasser. In seinem Roman Fallvatten von 2012 hat Mikael Niemi genau dies beschrieben: Den Bruch des Suorva-Staudamms und seine Folgen, er schildert die Schicksale betroffener Menschen, das des Samen Pavval, der in einem Sport-Saab vor der Flutwelle flieht, des Helikopterpiloten Vincent, der eigentlich auf dem Wege war, Selbstmord zu begehen, sowie seiner schwangeren minderjährige Tochter und seiner Frau, die ihn gerade verlassen hatte, das der ausgebrannten Lehrerin, des Dammwächters Barney und vieler anderer. Ihre Schicksale werden zusammengewoben durch das, was eigentlich nie geschehen sollte.

 

  

Lule Älv Harsprånget Sápmi Lappland Wasserkraft

Im Hintergrund der Damm von Harsprånget, vorne das trrockene ehemalige Flussbett; eines von fünfzehn Wasserkraftwerken am Luleälven (foto liane gruda)

 

Mikael Niemie wechselt nach Populärmusik aus Vittula, Der Mann, der starb wie ein Lachs, Erschieß die Apfelsine und Das Loch in der Schwarte das Genre, er schreibt einen Katastrophenroman. Das Tempo ist hoch, jede Sequenz voller Spannung, die Sprache ist nahezu poetisch. Niemie, Jahrgang 1959, stammt aus dem Tornedal, der Grenzregion zwischen Schweden und Finnland, wo Samen, Schweden und Finnen durcheinnander leben und ihre eigene Sprache haben, das als Minoritätensprache anerkannte Meänkieli. Dort spielen seine ersten Romane und sie schildern die Härte des dortigen Lebens und die rauhen Eigenheiten der Bewohner. Mitunter kann auch sein Humor nicht die relative Abgeschiedenheit und Rückständigkeit der Region verdecken - und ich glaube, das wollte Niemie auch nicht und er hat für diese (ehrlichen) Beschreibungen auch viele böse Worte seiner Landsleute aus dem Tornedalen hinnehmen müssen.  

 

Liebhaber Schwedischer Krimis sind wohl auch schon auf Åsa Larsson gestoßen. Sie wuchs (als Enkeltochter der Skilegende "Kiruna-Lasse") selbst in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens, auf und dort und in der bevölkerungsarmen Gegend um die Stadt spielen ihre Romane um die Hauptfigur, die Rechtsanwältin Rebecka Martinsson. Leichte Krimi-Kost, und dennoch voller Stimmungsbilder aus dem äußersten Norden. Die Rolle der "Freikirchen" zum Beispiel oder die Typisierung der norrbottnischen Männer haben reale Bezüge. Für den Kiruna-Kenner gibt es Wiedererkennungseffekte. Neulich begegnete mir in Jukkasjärvi eine deutsche Touristin, die noch nie im Norden Europas war aber nun Åsa Larssons Schauplätze sehen wollte.

 

Stefan Spjuts Roman Stallo spielt in der gegenwärtigsten Gegenwart und führt uns doch weit zurück in die Geschichte und Vorgeschichte Sápmis. "Stallo" ist eine Figur aus den Mythen der Samen, von riesenhafter Gestalt, Menschenkinder raubend und in jüngerer Zeit als Tollpatsch und dumm dargestellt und trotz seiner körperlicher Stärke doch leicht überlistbar. Von westerländischen Ethnologen und Pfarrern wurde Stallo als "Teufel" der Saemn übersetzt und in religiöse Zusammenhänge gestellt, was nach meiner Einschätzung falsch ist (die "übliche" Vereinfachung eben).

 

Für Kenner der Gegenden, in denen der Roman spielt, gibt es viel Wiedererkennen, denn viele Personen sind so deutlich beschrieben, dass über ihre Identität keine Zweifel bestehen. Zum Beispiel welche Familie betreibt den Andenkenladen in Kirunas Folkets Hus? Wer ist mit einem kleinen Piper-Flugzeug auf dem Gipfel des Kebnekaise gelandet? Da nutzt auch die Veränderung des Namens nichts! Und dann sind da tatsächlich Orte und dazugehörige Personen mit vollem richtigem Namen genannt und spielen im Roman eine Rolle!

 

Für Deutsche, die Schwedisch lesen, bietet Stefan Spjut wunderschöne Sprachbeispiele aus dem schwedischen Alltag, mit vielen Idiomen aus verschiedenen sozialen Kontexten - wunderbar!

 

Stefan Sput führt uns an die Frage heran, ob Stallo, diese Riesenfigur, nicht einen realen Hintergrund habe, ob die Samen in der Vorzeit nicht tatsächlich Begegnungen mit solchen "Wesen" hatten und diese in ihren Mythen weiterleben. Nur in den Mythen der Samen? Nur in den Mythen?  

 

Die Jugendromane von Ann-Helen Laestadius spielen nicht nur in Sápmi, sondern sie beleuchten die Situation junger Samen im Schweden der Gegenwart. "sma från Soppero" ist eine Geschichte um Identitätsverlust und  Identitätsfindung und von erstem Verliebtsein.

 

Anna-Sara wächst in den 1960er und 1970er Jahren als Same unter Samen in der kleinen Ortschaft Övre Soppero nicht eit von der schwedisch-finnischen Grenze entfernt auf, in einer heilen samischen Renhirten-Welt. Doch als sie zur Oberschule nach Vittangi wechselt, erlebt sie, wie die Samen von den nichtsamischen Mitschüler verachtet werden, erniedrigt, geschlagen. Sie hält dem Druck nicht Stand und gibt mit dem Wechsel ins Gymnasium nach Kiruna ihre Identität als Same auf. Sie spricht fortan nur noch Schwedisch und verkehrt unter schwedischen Gleichaltrigen. Die alten Freunde in Soppero nehmen entsetzt ihrerseits Abstand von Anna-Sara und die Familie ist bestürzt und traurig.  

 

Nach dem Studium bleibt sie in Stockholm, arbeitet als Journalist, heiratet (einen Schweden) und wird Mutter; Agnes heißt ihre Tochter. Doch interessant genug schreibt sie viele Artikel über Sápmi und die Samen, das Land im Norden und das Volk. Ihren Redaktionskollegen gegenüber nimmt sie stets Stellung für die Sache der Samen und weist sie auf deren Probleme in der schwedischen Gesellschaft hin. Doch sie spricht nicht mehr samisch und gibt die Sprache nicht an Agnes weiter.

 

Durch die regelmäßigen Besuche bei den Großeltern in Soppero wird Agnes mit ihrer samischen Herkunft konfrontiert. Als vierzehnjähriges Mädchen beginnt sie, ihr Samischsein als positives Alleinstellungsmerkmal unter den Schulkameraden in Stockholm bewusst herauszustellen. Und es funktioniert! Es ist etwas besonderes, in Stockholm Same zu sein! Selbst der Schwarm aller Mädchen zeigt Bewunderung. Als Agnes die versteckt gewesenen Lehrbücher für Nordsamisch entdeckt, nimmt sie diese ansich und beginnt heimlich die Sprache ihrer Vorfahren zu lernen. Erste praktische Anwendung finden die neuen Sprachkenntnisse in einem Wechsel von sms mit einem ihr unbekannten Jungen aus Soppero. Sie wird ihn kennen lernen, als sie mit ihrer Mutter in den Norden reist, zu den Großeltern, und dort probiert sie für eine kurze Zeit wie es sein könnte, ein "echter" Same zu sein. Auf ihrem Weg in die eigene samische Identität versucht sie sogar, ihre Mutter mitzureißen.  

 

Agnes muss nach dem Ende der Winterferien nach Stockholm zurück mit dem festen Vorsatz, den ganzen Sommer bei den Renhirten zu verbringen - als Same unter Samen.

 

Hej vacker ist die selbständige Forsetzung. Agnes kehrt im Sommer zurück nach Soppero und wird zunächst in die Gemeinschaft der samischen Jugend aufgenommen, zum Beispiel als Mitglied der einheimischen Fußballmannschaft. Doch bald zeigen sich die Unterschiede, das Trennende zwischen "Dorfbewohnern" und "Großstadtmädchen" und zwischen "richtigen" Samen, die die Arbeit mit den Renen gewohnt sind, und der "Halbsamin", die in den Verdacht gerät, es mit ihrer Identität nicht ernst zu meinen. An Agnes wird nach zwei Seiten gezerrt, eine Vierzehnjährige gerät in eine wahre Identitätskrise.

 

Die Sprache der beiden Bücher ist die Sprache von einfach geschriebenen Jugendbüchern, was dem deutschen Leser der schwedischen Textes leichtes Verstehen und die Möglichkeit bietet, in die zeitgenössische Jugendsprache hineinzuschauen. 

 

Die auf Literatur des Nordens (im Original oder in Deutsch) spezialisierten Buchhändler in Berlin können das Gewünschte sicher besorgen.

 

Hans-Joachim Gruda

 

Fragt bei Charlotte nach, ob sie die Bücher im Orginal besorgen kann:  

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Kerstin Ekman
Vargskinnet-trilogien (Trilogie Der Wolfspelz):
Guds barmhärtighet
, 1999 (deutsch: Am schwarzen Wasser, 2000)
Sista rompan
, 2002 (deutsch: Die letzten Flöße, 2003)
Skraplotter
, 2003 (deutsch: Zeit aus Glas, 2005)   

 

Lars Wilhelm Svonni
Överskrida gränser
, 2005
Vedergällningen
, 2008

 

Mikael Niemi
Populärmusik från Vittula, 2000 (Populärmusik aus Vittula)
Svålhålet - Berättelser från rymden, 2004 (Das Loch in der Schwarte)
Mannen som dog som en lax
, 2006 (Der Mann, der starb wie ein Lachs)
Skjut apelsinen, 2010 (Erschieß die Apfelsine)
Fallvatten
, 2012  

 

Åsa Larsson
Solstorm, 2003 (Sonnensturm, 2007)
Det blod som spillts, 2004 (Weiße Nacht, 2007)
Till dess din vrede upphör, 2008 (Bis dein Zorn sich legt, 2009)
Svart stig, 2006 (Der schwarze Steg, 2007)
Till offer åt Molok, 2012 (Denn die Gier wird euch verderben, 2012)

 

Stefan Spjut  

Stallo, 2013

 

Ann-Helene Laestadius

sms från Soppero, 2007

Hej vacker, 2010 

 

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Gutes Lesen – wünscht Hannes